Der jüdische Frauenverein „BE‘ JACHAD“ wurde am 10. Januar 2016 gegründet und zählt heute 32 Mitglieder. Er arbeitet gemeinnützig und mit der Unterstützung des Vorstands der IKG und des Jüdischen Frauenbundes (JFB). Zu seinen Zielen zählt der Frauenverein u.a. das gemeinsame Studium der jüdischen Geschichte und Traditionen, die Teilnahme an sozialen Projekten und kulturellen Veranstaltungen, die Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum, Kontaktpflege mit dem JFB und anderen Frauenvereinen der jüdischen Gemeinden Deutschlands, Treffen mit Ärzten, Psychologen, Juristen und gemeinsame Freizeitgestaltungen unter der Berücksichtigung von Wünschen und Hobbys der Mitglieder.
Wie war es während diesen drei Jahren? Die ersten Schritte waren nicht einfach, aber wir wurden von unserer Gemeinde unterstützt. Aufenthaltsräume, Küche, Sicherheitsdienst, Hausmeister-Team und die notwendige Technik standen uns zur Verfügung. Um die Kenntnisse über das Judentum zu verbessern, hat der Vorstand des Vereins Vorträge und Diskussionen zu den Themen jüdische Feste und Gebräuche, die Rolle der jüdischen Frau in der Familie und der Gesellschaft sowie die Rolle der Kindererziehung organisiert.
Diese Themen ließen niemanden unberührt und die Vorträge sind immer gut besucht. Große Unterstützung bei der Gestaltung dieser Vorträge kam von Sarah Bergaus aus München. Viele Frauen aus dem Verein besuchen ältere und kranke Mitglieder der Gemeinde (Bikkur Cholim) und unterstützen die Sozialabteilung und das Integrationsbüro der Gemeinde bei der Seniorenarbeit (Begleitung zu den Arztterminen und zu den Ämtern, Übersetzung etc.). Ferner helfen sie bei der Organisation von verschiedenen Veranstaltungen. Auch am „Europäischen Tag der jüdischen Kultur“ haben unsere Mitglieder aktiv teilgenommen. 16 Frauen sind Mitglieder von zwei Tanzgruppen unter der Leitung von Frau Huseynova und Frau Schulmann).
Außerdem haben unsere Mitglieder am Seminar „Jüdische Frauen damals und heute“ in Worms und an Ausflügen nach Nürnberg, Straubing und Bamberg (Besuch der IKG und jüdischen Gedenkorten) teilgenommen. Alle Aktivitäten und Maßnahmen wurden mit Hilfe der Förderung von Aktion Mensch e.V. im beauftragten Zeitraum vom 10.11.2017 bis zum 09.11.18 durchgeführt.
Beim Projekt „Integrationsclub für psychisch kranke und seelisch belastete Frauen war das Ziel, die Betroffenen mit Migrationshintergrund in Belastungssituationen (Ängste, Depressionen) zu stabilisieren und ihnen Wege aufzuzeigen, damit umzugehen. Es wurden Treffen mit einer Psychologin organisiert. Zuerst hatte sie Ziele und Techniken zur Bewältigung der Belastungssituationen aufgezeigt. Danach wurde eine Diagnostik der kognitiven Fähigkeiten durchgeführt und Informationen über Depressionen, Neurosen, Alzheimer und Schlafstörungen vermittelt. Die neuen Kenntnisse wurden praktisch erarbeitet, geübt und in alltäglichen Leben ausprobiert. Insgesamt wurden in Rahmen dieses Projektes 4 Vorträge und 16 Gruppenunterrichtsstunden durchgeführt.
Außer den Treffen mit der Psychologin wurden Beschäftigungs- und Kunsttherapien angeboten, wie Seidenmalerei, Herstellung von Geschenken zu Purim usw. Die Erfahrung, etwas mit den Händen erschaffen zu haben, brachte den Frauen Freude, stimulierte deren Phantasie, verhalf ihnen zu einer besseren Laune, verbesserte deren Feinmotorik, Gedächtnis und minderte ihre Depression.
Gemeinsame Ausflüge nach Würzburg (Stadtrundgang, Besuch der IKG und des jüdischen Museums), in den „Botanischen Garten Augsburg“ (Spaziergang, Meditation, Gymnastikübungen, Vortrag über den Einfluss der Natur auf Gesundheit und Emotionen), zur Ausstellung „Florenz und seine Maler“ in München, zum „Porzellan Museum“ in Nymphenburg und zum Ammersee (mit anschließender Schifftour) stärkten soziale Kontakte und erweiterten den Wissenstand.
Einmal im Monat trafen die Frauen im Gemeindeclub „Mischpocha“ am Runden Tisch zusammen. Die Tische wurden bei den Treffen schön dekoriert. Das half den Frauen, eine freundliche Stimmung zu erzeugen. Bei einem gemütlichen „Zusammensein“ mit Kaffee und Kuchen ließen sich interessante und angenehme Gespräche führen.
Dieses Projekt half uns sehr. Wir lernten mit Nähe umzugehen, das Verständnis untereinander ist gewachsen. Auch wenn dies die ersten Schritte aus der Depression waren, hoffen wir darauf, diese Krankheit gemeinsam letztendlich zu besiegen.
Das Projekt, das durch „Aktion Mensch e.V.“ gefördert wurde, ist abgeschlossen, aber das Leben des Frauenvereins geht weiter. Am 27.01.2019 fand die Mitgliederversammlung des Vereins statt und es wurde ein neuer Vorstand gewählt. Uns steht noch vieles bevor: neuen Projekte und Pläne.
Eugenia Schulmann,
Vorsitzende des Frauenvereins der IKG Schwaben-Augsburg
Fotocollage: A. Korolev