Am Sonntagabend, den 10.11.2019 fand in der Großen Synagoge eine Gedenkstunde an die Reichspogromnacht vom 09. auf den 10. November 1938 statt.
Nach der Begrüßung der Anwesenden durch den Präsidenten der IKG Schwaben-Augsburg Alexander Mazo, kündigte Augsburgs Oberbürger-meister Dr. Kurt Gribl eine finanzielle Unterstüt-zung durch die Stadt bei der Umsetzung der Projekte Generalsanierung und Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen an. Dies bestätigte auch der Hauptredner des Abends, der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein. Er sprach auch, dass die Juden der „fünfte Stamm Bayerns“ seien und kritisierte Irans Politik, deren Ziel es sei, Israel als Staat zu vernichten.
Eine würdige musikalische Umrahmung des Abends gestalteten Schülerinnen und Schüler des Maria-Stern-Gymnasiums unter der Leitung von Dirigentin Dr. Christina Drexel.
Aus der Rede des Herrn Präsidenten der Gemeinde A. Mazo auf der Gedenkstunde
sehr geehrte Damen und Herren,
ich danke Ihnen, dass Sie an heutiger Gedenkveran-staltung teilnehmen und dass das gemeinsame Gedenken Ihnen wichtig ist.
Вer Tag, der als Scheitelpunkt des Hasses gilt, an
dem die Diskriminierung der deutschen Juden zur systematischen Verfolgung und Vernichtung übertrat, jährt zum 81-sten Mal. Ab dem 10. November 1938 wurden ungefähr 30 Tausend Juden in Konzentrationslagern inhaftiert. Über 1.400 Synagogen, tausende Wohnungen, Geschäfte und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Fliehen konnte man ab diesem Tag nicht mehr.
Wir gedenken heute der sechs Millionen Juden und Jüdinnen, die in den darauf folgenden Jahren umgebracht wurden und wir gedenken aller unschuldigen Menschen, die in die Vernichtungs-maschinerie gerieten.
Wir schreiben das Jahr 2019 und sehen, wie zerbrechlich der Friede und die Demokratie sind, wie schnell eine Parole in die grauenvolle Tat umgesetzt wird.
Wir hörten, sagten und dachten „nie wieder“ und doch „wieder“. Wieder Schüsse und wieder Angst. Öffentlich Kippa tragen ist gefährlich, dafür gibt es auch in Augsburg negative Erfahrungen, die Synagogen müssen polizeilich überwacht werden – an dieser Stelle unser herzlicher Dank an die Polizistinnen und Polizisten der Stadt Augsburg. Ein Gotteshaus wird videoüberwacht, ein Gotteshaust wird polizeilich geschützt – ist das normal? Ist das ein Zeichen der Demokratie?
Es gibt Krankheiten, es gibt Epidemien und Pandemien, die braue Pest ist eine davon. Man kann dieser Seuche widerstehen, man kann sich selbst und die anderen dagegen bereits im Kindesalter „impfen lassen“: über die Aufklärung, über die offenen Gespräche und über die selbstverständliche Gleichstellung aller Religionen und Zugehörigkeiten.
Ich hoffe sehr, dass Augsburg und Schwaben weiterhin für alle Menschen friedlich bleiben werden.
Wir tun unser Bestes für einen friedlichen und freundschaftlichen Umgang mit einander. Wir wollen und werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass das Judentum als ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Gesellschaft empfunden wird. Im ausgehenden zivilen Kalenderjahr fanden in Augsburg zahlreiche Veranstaltungen in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben zur Aufklärung und Sensibilisierung statt. Stolpersteine, Gedenkbänder, Dokumentationsfilme, Bücher, Gedenksteine halten die Geschichte wach. Sehr geehrte Frau Dr. Staudinger, vielen Dank an Sie und Ihr wunderbares, engagiertes Team.
Unser gemeinsames Gedenken und unsere gemeinsame Arbeit sind, meine Damen und Herren, sehr wichtig. Durch Ihre Präsenz stärken Sie uns den Rücken. Durch Ihre Betätigung in der Gesellschaft der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und durch Ihre Teilnahme an den Friedenskundgebungen der Stadt und an den Bürgerinitiativen unterstützen Sie den Gedanken, den auch wir zum Motto unserer Arbeit haben: Frieden ist wichtig, Frieden ist wichtig für alle, unabhängig davon, wer und wie man ist. Ich wünsche mir, dass weder unsere Kinder noch alle darauffolgenden Generationen erfahren werden, wie man sich fühlt, wenn man einen gelben Stern tragen muss.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.