Am 20. Dezember 2018 wurde ein langjähriger Prozess, eher gesagt, der allgemeine Teil der Verhandlungen zwischen der IKG Schwaben-Augsburg und der Verwaltung/Administration der Stadt Augsburg abgeschlossen.
In den Räumen des Notariats Dr. Grafberger wurde die endgültige Messungsanerkennung und Auflassung vom Grundstück, das von der Stadt Augsburg zur Nutzung als neuer Friedhof der Gemeinde übereignet wurde, beurkundet.
Wir sind nun zum Eigentümer von einem Grundstück – insgesamt 13.223 qm – geworden, das sich am Neuen Ostfriedhof ebenfalls in der Stadt Augsburg befindet.
Mit dieser notariellen Beurkundung geht ein äußerst schwieriger Teil der Verhandlungen zu Ende: ein Abschnitt, der für das Gemeindeleben sehr wichtig ist, wurde abgeschlossen.
Ein geschichtlicher Rückblick. Nach dem Beginn der Einwanderungswelle und des rapiden Wachstums der Gemeinde zum Ende des letzten Jahrhunderts, kam die Thematik der geringen Kapazität der freien Plätze auf dem funktionierenden Friedhof auf. Die darauffolgenden fünf Jahre des neuen Jahrhunderts kann man leider als „unruhige Zeit“ bezeichnen. Damals war für uns die wichtigste Aufgabe, die Gemeinde als solche zu erhalten. Erst im Jahr 2008, nachdem der Ausweg aus der Finanzkrise gefunden wurde, wendete sich der Vorstand an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Bayern und an die Stadt Augsburg mit der Bitte um Bereitstellung eines Grundstücks für die Einrichtung eines neuen jüdischen Friedhofs. Seither war diese Problematik ein Punkt auf der Tagesordnung jeder Mitgliederversammlung.
Die Stadtverwaltung bot schnell als Lösung die Zuteilung eines Grundstücks auf einem der städtischen Friedhöfe, allerdings mit der üblichen Regel eines zeitbegrenzten Grab-Bestehens. Dieses Angebot konnten wir nicht annehmen, da es den jüdischen Gesetzen aus vielen Hinsichten widerspricht. Das wichtigste Gesetz ist die Voraussetzung für eine ewige Bestattung. Die Stadt bot eine andere Variante: Kauf eines Grundstücks unsererseits. Unter Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Lage müsste die Gemeinde circa eine Million Euro für das Grundstück bezahlen. Die Kosten für die Einrichtung der Infrastruktur (Wasser, Strom, Zaun, Zufahrt, Parkplatz u.a.) – nicht einberechnet. Die Suche des Vorstands nach Finanzierungsquellen war erfolglos. Auch wenn wir solche gefunden hätten, hätte die Gemeinde mindestens zehn Prozent Selbstfinanzierungskosten tragen müssen. Ein Betrag in solcher Höhe – wir sprechen von einhundert bis zweihundert Tausend Euro – wäre für die Gemeinde unzumutbar. Die Sache schien aussichtslos zu sein, und wir begannen nach Reserven zu suchen. Es stellte sich heraus, dass der alte, denkmalgeschützte Friedhof in Kriegshaber, welcher bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts konserviert wurde, über eine freie Fläche verfügt. Die Dokumente aus dem Archiv der Gemeinde zeigten die genaue Bestimmung dieses Grundstücks, welches für eine Zeit reichen würde. Es begannen die Gespräche zu der Wiedereröffnung des Kriegshaber-Friedhofes unter Berücksichtigung seines gleichzeitigen Denkmalschutzes.
Dennoch suchte der Vorstand nach weiteren Möglichkeiten. Nach mehreren Verhandlungen hat die Stadtverwaltung den Kaufpreis reduziert, er war aber für uns weiterhin unbezahlbar. Daraufhin übergaben wir dem Referenten des Oberbürgermeisters Präzedenzinformationen, die schließlich zu einer Lösung führten. Im Laufe der Verhandlungen wurden jedoch wichtige Argumente erbracht, die den Stadtrat dazu bewegt haben, das Grundstück unentgeltlich an die Gemeinde zu überlassen. Der Vertrag wurde unter diesen neuen Bedingungen am 13. August 2018 unterschrieben.
Momentan wurde vom Vorstand der Gemeinde ein Architekturbüro mit Planung und Vorbereitung der Inbetriebnahme des Neuen Ostfriedhofs beauftragt. Die Einrichtung, das Anschließen von Kommunikationen, die Umzäunung usw. erfolgt auf unsere Kosten. Dies ist aber eine andere Geschichte.
Viktoria Kämpf,
i.A. des Gemeindevorstandes